Pamina Sulzberger

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31 mai 2022

Partizipation – Das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile

five different hands united
Clay Banks @claybanks - Unsplash

Um das Wissen und Können der Mitarbeitenden gut einzusetzen werden in Unternehmen immer mehr partizipative Prozesse eingesetzt. Wir haben bereits partizipative Projekte begleiten dürfen und Teamentwicklungen unterstützt, in denen mehr Partizipation in der Zusammenarbeit gewünscht wurde. Manchmal wird auch bei Reorganisationen partizipativ vorgegangen. Dabei sind wir an der einen oder anderen Stelle auf Missverständnisse über diesen Begriff gestossen, z.B. wird oft über eine bessere Kommunikation in diesem Kontext gesprochen. Das ist wichtig, aber nicht alles. Aber was ist eigentlich Partizipation?

Etymologisch stammt der Begriff Partizipation aus dem latein participatio  (Teilhaftigmachung, Mitteilung), aus pars (Teil), und capere (fangen, ergreifen, sich aneignen, nehmen). Das Wort selber wird übersetzt mit Beteiligung, Einbezug, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, Mitsprache.

In einer Demokratie z.B. ist die Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger gemeint, beispielsweise durch Wahlen, Bürgerinitiativen oder durch die Mitarbeit in einem Verein.

Die 3 Stufen der Partizipation

Es bestehen unterschiedliche Arten, wie Menschen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden können. Von Roger Hart (1992) und Wolfgang Gernert (1993) wurde Partizipation als Stufenmodell beschrieben und eingebettet.

Die ersten Stufen in dem Modell klammern wir bewusst aus und sie sind hier nicht dargestellt. Sie beruhen nämlich auf Prinzipien, die nichts mit dem eigentlichen Konzept zu tun haben, und dennoch oft Realität sind (Instrumentalisieren, Fremdbestimmung oder Alibi-Teilnahme). Das Stufenmodell fängt somit mit den Vorstufen der Partizipation an (Stufen 1 bis 3). Die Betroffenen werden in die Entscheidung eingebunden, auch wenn (noch) kein direkter Einfluss möglich ist.

Stufenmodell nach Roger Hart (1992) und Wolfgang Gernert (1993). Die 3 Stufen der Partizipation

Partizipation fängt auf Stufe 4 an und kann ebenfalls in unterschiedlichen Ausprägungen gelebt werden (Stufen 4 bis 6). Die letzte Stufe des Modells (Stufe 7) geht über die Partizipation hinaus. Sie umfasst alle Formen selbst organisierter Massnahmen.

Ein Beispiel: Wie Personal in einem Team rekrutiert wird

  1. Information: Die Chefin informiert darüber, dass eine neue Mitarbeiterin gesucht wird und ab Dato eingeführt wird.
    • Anhörung: Die Chefin fragt das betroffene Team, welche Kompetenzen sie sich bei der neuen Person wünschen. Sie entscheidet in letzter Instanz, muss die Ideen nicht berücksichtigen.
      • Einbezug: Die Chefin teilt das neue Stellenprofil mit dem betroffenen Team, sie können Vorschläge zur Änderung direkt einbringen.
        • Mitbestimmung: Die Profile der Kandidaten stehen dem Team zur Verfügung, sie besprechen diese und bestimmen gemeinsam über die neu einzustellende Person.
          • Teilweise Entscheidungskompetenz: Personen aus dem Team übernehmen selber Teile des Rekrutierungsprozesses, sie machen eine Vorselektion, die Interviews und ziehen nur bei der letzter Entscheidung die Chefin hinzu.
            • Entscheidungsmacht: Das betroffene Team übernimmt die Verantwortung für das gesamte Rekrutierungsprozess, die Chefin wird wo nötig informiert.
              • Autonomie: Selbstorganisierte Organisationen würden in dem Beispiel selbst den Entscheid treffen, welche Stellen besetzt werden, mit welchem Budget etc.