Pamina Sulzberger

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25 juin 2023

Innerbetriebliche Konfliktlösung

a group of 2 women and 2 men who are work colleagues and who talk to each other on the premises of their company during a meeting to find solutions to their problem.
Cherrydeck @cherrydeck - Unsplash

Mediation ist ein Verfahren der Konfliktbearbeitung, bei dem ein allparteilicher Dritter (Mediator:in) die Beteiligten darin unterstützt, ihren Streit einvernehmlich zu lösen.

Was ist eigentlich eine Mediation?

Als Mediatorinnen werden wir von Familienangehörigen, Freunden, Kunden oder vom eigenen Buchhalter öfters gefragt, warum wir MediTation machen. Mediation ist nicht Meditation – wer schnell liest hat den « Versprecher oder Verschreiber » womöglich im bevorstehenden Satz gar nicht entdeckt. Viele unsere Leser:innen kennen den Unterschied und wissen, dass wir nicht den ganzen Tag mit geschlossenen Augen im Schneidersitz verbringen. Wir möchten Ihnen dieses Verfahren der Konfliktlösung heute einen Stück näherbringen.

Für den Begriff « Mediation » gibt es einige Definitionen, und die Ausgestaltung des Verfahrens selber kann sehr unterschiedlich sein, sei es bei der Vorbereitung auf die eigentliche Mediation (mit oder ohne Vorgespräche) oder im Einbezug von Co-Mediator:innen. Doch das Ziel einer Mediation ist immer gleich: Streitparteien suchen mithilfe einer Drittperson bzw. Mediator:in Lösungen für ihren Konflikt, z.T. als Alternative zu einem gerichtlichen Verfahren. « Zentral ist dabeinicht die Frage nach Recht oder Unrecht bzw. Gewinnen oder Verlieren, sondern die Suche nach einer optimalen Lösung für alle Beteiligten unter Berücksichtigung der gegenseitigen Interessen. » (Begriff gemäss « Merkblatt zur Mediation » des Obergerichts des Kantons Zürich).

Das Wort « Mediation » findet seinen lateinischen und griechischen Ursprung in dem Wort « Mitte », welches die Haltung der Mediatorin gut widerspiegelt. Ebenfalls widerspiegelt es die Zielsetzung einer Mediation, denn es wird dabei nach einer Win-Win-Lösung für alle beteiligten Parteien gesucht.

Voraussetzungen: Wann ist eine Mediation sinnvoll?

Unsere persönliche Einstellung ist: Grundsätzlich lohnt es sich immer, einen Konflikt aussergerichtlich bzw. ohne Machtentscheid zu lösen, auch wenn die Hoffnungen auf eine gute Lösung am Anfang meistens gering sind. Die Eskalationsstufe eines Konflikts spielt eine wesentliche Rolle bei der Lösungsfindung. Ein hocheskalierter Konflikt wie beispielsweise in Kriegsgebieten bietet weniger Lösungsspielraum und Kooperationsbereitschaft, wie ein noch sehr fachlich gehaltener Arbeitskonflikt. Ebenso brauchen Konflikte, die sich über Jahre entwickelt haben, eine andere Bearbeitung – oft länger – als frisch entstandene Konflikte. Mediation hilft jedoch in der Regel, mehr Klarheit zu erhalten, auch wenn keine Win-Win Lösung gefunden wurde.

Gewisse Voraussetzungen müssen jedoch gegeben sein, damit eine Mediation durchgeführt werden kann. Eine wichtige Voraussetzung ist die Freiwilligkeit. Auch wenn in gewissen Kontexten Mediationen angeordnet werden (z.B. Familienmediationen zum Wohle der Kinder), gilt eine wichtige Regel, dass die Parteien eine freiwillige Haltung gegenüber die Mediation und der Mediator:in haben, denn eine win-win Lösung kann normalerweise durch eine freiwillige Haltung entstehen. Es gibt allerdings auch schon mal angeordnete Mediationen als letzte Möglichkeit vor einer Trennung, und auch das kann erfolgreich sein, weil die Parteien trotz Unwillen nach einer gewissen Zeit einen Gewinn in dem Verfahren sehen können.

Grenzen der Mediation

Eine Mediation kann durchaus an seine Grenzen stossen und in gewissen Fällen ungeeignet sein. Beispielsweise ist es der Fall, wenn sie missbraucht wird für ein anderes Ziel als die gemeinsame Lösungsfindung, wenn eine Partei nicht ergebnisoffen ist (Vorgesetzter möchte die Mediation nutzen, um seinen Mitarbeitenden zu entlassen), oder wenn Zeit und Fakten für einen anstehenden Rechtsfall gewonnen werden möchten oder auch, wenn das Machtgefälle zwischen den Konfliktparteien zu gross ist.

Ablauf einer Mediation

Als erstes werden wir Mediatorinnen kontaktiert, per E-Mail oder direkt am Telefon, eine beteiligte Person an dem Konflikt schildert uns kurz die Situation.

1. Konfliktverständnis

Bei kleineren Gruppen werden zeitnah zur Mediation Vorgespräche durchgeführt, damit wir Mediatorinnen erste Anhaltspunkte erhalten. Bei grösseren Gruppen kann dies über einen Fragebogen erfolgen.

2. Auftragsklärung

Nach den Vorgesprächen wird mit allen Beteiligten vereinbart, was sie gemeinsam erreichen wollen. Diese Auftragsklärung findet möglichst zeitnah zu den Erstgesprächen statt. Sie dauert in der Regel eine Stunde bis zu einem halben Tag, abhängig von der Anzahl Personen und Komplexität der Situation.

3. Konfliktbearbeitung

Die Konfliktbearbeitung dauert mindestens 2 bis 3 Stunden und erfolgt nach der Auftragsklärung. Im Durchschnitt braucht es 2 bis 3 Sitzungen.

Wie lange dauert eine Mediation?

Eine Kurzmediation genügt in der Regel wenn der Konflikt sehr frisch ist, wir haben in solchen Fällen Mediationen in bereits 2 bis 3 Stunden erfolgreich durchgeführt. Ein stark eskalierter Konflikt oder ein Konflikt, der schon lange andauert, nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Konfliktbearbeitung?

Frühzeitig

Gratulation! Der Konflikt kann meist mit eigenen Mitteln gelöst werden. Wir unterstützen Sie gerne durch ein Konfliktcoaching, wenn Sie selbst betroffen sind oder durch eine Konfliktberatung, falls Sie einen Konflikt in Ihrem Team lösen möchten.

Rechtzeitig

Der Konflikt ist noch nicht so weit fortgeschritten, so dass eine gute Aussicht aus eine gemeinsame Lösung besteht durch eine Kurz-Mediation.

Es brennt!

Die Fronten sind verhärtet. Auch hier kann eine Mediation zur Klärung beitragen, vielleicht sogar gemeinsam eine gute Lösung gefunden werden.