Pamina Sulzberger

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25 septembre 2023

Kurzmediation: kritische Vorfälle schnell und erfolgreich bereinigen

three men and a woman chat over coffee while looking at documents during a meeting
Andreea Avramescu @minakko - Unsplash

Konflikte rasch und niederschwellig lösen- der Weg zu einer präventiven und proaktiven Konfliktkultur!

Bis anhin ist die Zusammenarbeit gut und von gegenseitigem Respekt geprägt- doch dann passiert etwas, ein Wort gibt das andere, die Emotionen schaukeln sich hoch. Es kommt Sand ins Getriebe. Der Vorfall soll möglichst schnell wieder bereinigt werden.

Zudem sind nicht zu viele Personen involviert (maximal 6-8) und der Konflikt hat noch nicht weite Kreise gezogen in der Organisation. Dafür bräuchte es dann noch eine oder mehrere weitere Treffen.

Das sind passende Voraussetzungen für eine Kurzmediation von 2-3 Stunden. Mit wenig Aufwand kann aus der Episode gemeinsam gelernt und die nötigen Massnahmen eingeleitet werden- die gute Zusammenarbeit ist wieder hergestellt.

Wann ist eine Kurzmediation geeignet, und wann nicht?

Zwei Beispiele aus dem Gesundheitsbereich

Der erste Fall

In einer Privatklinik gibt es eine herausfordernde Situation mit einer Patientin. Nichts Ungewöhnliches, dennoch trifft es ein Pflegeteam, mit vielen neuen Mitarbeitenden, die noch nicht genügend aufeinander abgestimmt sind. So kommt es zu einer Situation der Überforderung mit der Patientin, der behandelnde Arzt hatte bereits im Vorfeld festgestellt, dass wichtige Informationen aus der Visite zu wenig weitergeleitet wurden. Ihm reisst der Geduldsfaden und er beschuldigt die aus der Überforderung Hilfe suchenden Pflegemitarbeitenden der Unfähigkeit.

Die Teamleitung solidarisiert sich mit den Pflegemitarbeitenden und der Fall gelangt schnell an die stellvertretende Pflegedienstleitung. Er selber arbeitet erst seit einem Monat auf dieser Abteilung, die Pflegedienstleitung ist zu diesem Zeitpunkt in Urlaub.

Massnahmen können nicht schnell genug ergriffen werden und schon passiert ein nächster Vorfall. Eine Mitarbeitende der Pflege wendet sich an die nächst höchste Hierarchiestufe, die Klinikleitung. Der Arzt empfindet dies als Vertrauensbruch.

Die Situation und die Einflussfaktoren können zusammen mit der Klinikleitung, den leitenden und behandelnden ÄrztInnen und der gesamten Pflegedienstleitung in zwei Stunden geklärt und bereinigt werden. Es wird ein gegenseitiges Verständnis wiederhergestellt und ein Katalog von 5 Massnahmen erstellt. Die Zufriedenheit mit dem Ergebnis ist so gross, dass dieser Katalog sogar mit anderen Abteilungen geteilt wird. Das Gelernte aus diesem Fall wird somit der gesamten Organisation zur Verfügung gestellt.

Der zweite Fall

Eine Chefärztin und die Pflegedienstleitung ärgern sich immer wieder übereinander. Sie ticken sehr unterschiedlich, die Ärztin hat immer das Grosse und Ganze im Sinn, die Pflegedienstleitung legt Wert auf Präzision. Bis jetzt ist es zwar immer einigermassen gegangen, allmählich neigt sich aber die Geduld dem Ende zu. Schon seit drei Jahren ist es mühsam.

Die Chefärztin kontaktiert einen Coach / Mediatorin und bespricht das Problem mit ihr. Die Mediatorin schlägt vor, dass zunächst beide sich darauf einigen, gemeinsam eine Veränderung in die Wege zu leiten. Es kommt zu einzelnen Vorgesprächen und anschliessend ein erstes gemeinsames Treffen. Darin werden ein gemeinsames Ziel definiert und Themen festgelegt, über die beide sprechen möchten.

In insgesamt 4 Sitzungen à circa 2.5 Stunden werden die beiden Arbeits- und Persönlichkeitsstile thematisiert. Zunächst entsteht ein Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse. Auf dieser Basis wächst die Bereitschaft, auch an der eigenen Vorgehensweise und der Art der Kommunikation etwas zu ändern.

Nach einem halben Jahr gibt es nochmals ein Treffen, an dem die Veränderungen reflektiert werden. Beide können nun besser mit der Situation umgehen, auch wenn sie nicht 100% glücklich sind. Nach zwei Jahren zieht die Familie in eine andere Region und ein Arbeitsortwechsel steht an.

Zusammenfassung

Kurzmediation ist geeignet bei:
  • Erst vor kurzem aufgetretenen Konflikten
  • Vormals guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit
  • Nicht zu vielen Beteiligten
  • Noch nicht grossem Einfluss auf andereAbteilungen / die ganze Organisation
Eine Mediation mit mehreren Sitzungen braucht es, wenn: 
  • Der Konflikt schon länger schwelt
  • Die Beziehung dadurch in Mitleidenschaft gezogen ist
  • Viele Beteiligte involviert sind
  • Nicht nur das Problem gelöst werden soll, sondern auch die Beziehungen so verbessert werden, dass weniger Reibungsverluste in der Zusammenarbeit entstehen